out of sight
out of soul. Tierschutz auf Kreta/Griechenland, April/Mai 2013
4 Wochen, allein, weil ich ein gutes Thema für meine Bachelorarbeit brauchte.
naja, allein… genau genommen mit den Ärzten und Arzthelfern des Tierärztepools von Arche Noah Kreta e.V. und deren Partner, die auf der ganzen Insel verteilt leben und mich allesamt herzlich aufgenommen haben!
nachdem das mit der Orang Utan Station in Indonesien auf …äham… Borneo… ins Wasser gefallen war, musste ich mir etwas anderes zur Abschlussarbeit einfallen lassen. Mit Tieren sollte es zu tun haben. Und was gutes musste es sein. Tierschutz klingt gut!
eine wirklich tolle Sache.
ich hab kurzerhand gemailt und als Antwort bekam ich: Thomas anrufen.
Ja, gut.
Thomas hat nichts dagegen, dass ich komme um zu fotografieren.
Er reagiert zwar erstaunt, dass ich nicht nur für ne Woche kommen will sondern eher für 4-6, („was willst du denn so lange hier? …das wird sicher langweilig…“) aber ich darf!
Ob sich die Partner, um die ich meine Arbeit aufbauen will, sich dann auch fotografieren lassen, muss ich aber selbst klären.
Ich flieg also nach Kreta.
Werde am Flughafen von meinem kleinen Mietwagen …naja, abgeholt und fahre mit Vorfreude ins Land. herumlaufende Ziegen. am Straßenrand direkt beim Flughafen. wie geil!
Ich treffe mich mit Thomas, André und Melanie in einem zuvor besprochenem Ort bei Chania; im Nordosten der Insel. Und von da aus gehts in die „Homebase“ auf Kreta. Ich fahre mit meinem kleinen Peugeot hinterher. Hier leben alle unter einem Dach. Wenn sie denn da sind. Und von hier aus wird gearbeitet.
Erstmal darf ich auf die Couch ziehen.
Wir gehen alle zusammen essen und lernen uns kennen; Thomas und André kennen sich schon lange, Melanie ist eine der Tierärzte und Sabrina, die bei den Tieren im Haus geblieben ist, ist die Arzthelferin.
Puh, alle vegetarisch. ich bin zwar kein großer Fleischesser, aber… so ganz verzichte ich nicht. André ist aber Fleischesser, also alles gut, ich muss mich nicht verstellen. Bin ich eh mieserabel drin. Besser sein lassen.
Wir verstehen uns gut!
Von Thomas kommen dann Sätze aus dem fahrenden Auto wie „Füttert ihr schonmal den Kettenhund, dann sammel ich noch ein paar Katzen ein, damit wir heute noch kastrieren können!“
Ich mag ihn gern und er ist auch toll; gutaussehend, charismatisch und in der Tat ein Retter. Aber ein bisschen Showman ist er schon auch. Vielleicht auch ein bisschen selbstverliebt… Katzen wurden nach so einem Satz nie gefangen. Doch! einmal. eine.
Ja. Tierschutz.
In der ersten Woche fahr ich meist bei denen im Auto mit.
Auf Kreta orientiert sich das meiste im Norden; dort verläuft die Schnellstraße ca. 300km von West nach Ost. Will man in den Süden fährt man auf die richtige Höhe des Ortes auf der Schnellstraße und von dort aus dann die kleinen Straßen nach unten in den Süden.
André fährt. Vor uns das Auto mit Thomas und Melanie und noch 2 Besuchern; ein Pärchen aus Hamburg, Freunde von Thomas und der Grafiker vom Tierärztepool. Das Auto hält, Melanie steigt hektisch aus, läuft rum und auf die Straße – entgegenkommende Autos aufhaltend. Sie hebt ein Kätzchen auf! Nein, ich hab das nicht fotografiert; darf mir auch gleich anhören wozu sie denn eine Fotografin dabei haben. Bischen ärgerts mich ja auch, aber ganz ehrlich – etwas unverschämt war das schon – ich bin ja für meine Arbeit da und nicht für Katastrophenjournalismus. Und: ihr macht das ja sicher nicht fürs Bild?!
Aber: in dem Moment hab ich doch reallisiert, dass meine fotografier-Lust leicht zurückgegangen war bzw. verhalten wurde. Ich hab nichtmehr überall draufgehalten. Große Diskussionen in der Uni über Urheberrecht und Recht am eigenen Bild lassen einen irgendwie … vorsichtig?! werden. Blöd. Das muss auf jeden Fall wieder aufhören. Aber jetzt erstmal langsam.
Ich werde zu allerhand Treffen mitgenommen.
Treffen mit den Partnern.
Treffen mit Helfern.
Treffen mit dem Bürgermeister; in Ierapetra (Südost) und in Heraklion (Norden, mitte).
Viel Arbeit steht an.
Ziel ist es, die Straßentiere auf Kreta zu versorgen. Allem voran: die Kastration.
Beim ersten Treffen mit den Partnern, wegen denen ich da bin, kläre ich, dass ich sie einzeln besuchen darf um sie auszufragen, was sie tun, wie und wo und warum überhaupt und um ein Portrait zu machen. Alle lächeln. Ich darf kommen. Kriege eMailadressen, annähernde Zeitpläne, Adressen und Telefonnummern.
Wir verbinden die Fahrt, die diesmal über die gesamte Insel nach Sitia (Nordost) führt mit einem Bürgermeistertreffen in Ierapetra (Südost) und einem Besuch bei Bruno und Brigitte, die ich ebenfalls besuchen werde.
Thomas ist der Kopf des Ganzen.
André kam vor 20 Jahren dazu und baute ein Tierheim auf Kreta. Er ist ein sehr sympathischer Mann, voller Elan. Als wir sein ehemaliges Tierheim besuchen steigen ihm Tränen in die Augen. Er geht ab und zu mit mir essen – als die beiden nicht-Mediziner und Fleischesser verzupfen wir uns um eine fette Pizza mit Salami zu essen.
Melanie ist eine ganz liebe Person und nimmt sich oft die Zeit mir zu erzählen, wie es anfing, was sie tun und wie alles läuft um mir einen Einblick zu verschaffen. Außerdem flößt sie mir schonmal den nötigen Respekt vor Ines ein. Ines kommt nächste Woche. Sie löst Melanie ab. Sag ihr bloß nicht, dass du Fleisch ist. Sie ist vegan und ein bisschen… schwierig. Und in der Hinsicht auch oft etwas… belehrend.
Na, das kann was werden.
Antje
Zu Antje bei Rethymno (Süden, östlich von Chania) fahre ich gemeinsam mit Thomas und Melanie. Sie hat allerhand Zeug im Keller. Das verkauft sie auf Flohmärkten um so Geld zusammen zu kriegen mit dem sie Futter für die Tiere kauft… Sie hat öfter Hunde oder Katzen, die ausgeflogen werden können um in Deutschland ein Plätzchen zu finden. Das ist nicht die Prio vom Tierärztepool; Straßentiere, denen es nach ihrer Behandlung gut geht dürfen wieder auf die Straße, da kommen sie her, das kennen sie und solange sie sich nicht unkontrolliert vermehren dürfen sie da bleiben. Nur bei Sonderfällen wird eine Ausnahme gemacht.
Und bei dem kleinen Krümel, den Melanie auf der Straße aufgesammelt hat – das Pärchen nimmt die mauzende Miez nach ihrem Urlaub hier auf Kreta mit!
Antje hat vor ca. 10 Jahren als Übersetzerin bei einem Fall mit einem Kettenhund ausgeholfen und ist seither beim Tierschutz engagiert.
Jackie
Wir besuchen auch Jackie. In ihrer Küche kastrieren wir. Also, die Ärzte. Sie ist eine Engländerin wie man es sich vorstellt; stark britischer Akzent, säuselnde Stimme und diese Muster überall im Haus!
Später muss ich den Weg nocheinmal zu ihr finden und bin stolz auf mich, dass mein Orientierungssinn und meine Erinnerungen mich so gut unterstüzen; ich finde alles immer ohne Navi – das funktioniert nämlich nicht und mit dem Internet auf dem Telefon ist man derzeit noch nicht so weit permanent zu navigieren…
„Sir“ – erhältlich als Print: print@juliabergmeister.com oder im Café Katzentempel in München
Wir fahren nach Heraklion zum Bürgermeister – viele kommen danach um zu hören wie es lief. Der Bürgermeister – besser gesagt sein Stellvertreter scheint tatsächlich etwas ändern zu wollen. Die griechische Anwältin Natasha setzt sich für den Tierärztepool ein.
Derzeitiges Problem besteht nämlich darin, den Tierärzten, die bereits eine Erlaubnis haben zu praktizieren nur vom Vorhandensein eines potentiellen Raumes gebremst werden, einen OP zur Verfügung zu stellen – Kommentar von Thomas hierzu: die brauchen 4 Jahre um einen Raum zu finden, der sich evtl. eignet. In der Zeit habe ich ein Haus gekauft und OP-bereit hergerichtet! Ja. So ist das da. Lokale Tierärzte könnten ihre Praxis anbieten, am Wochenende, für Kastrationen von Straßentieren. Problem: der griechische Tierarzt meint, dadurch würden ja seine eigenen Einnahmen zurückgehen. Aber: ein Straßentier wird äußerst selten von Anwohnern zum Arzt gebracht.
Aussage vom stellvertretenden Bürgermeister:
If we need something done, we should do it inofficial.
Not illigal, just inofficial.
Nach dem Treffen fahren wir alle zur Anwältin Natasha um uns ihren Hund anzusehen. Bzw. einen davon. Er kommt mit uns mit. muss operiert werden. verängstigtes Tier! ich geh die Tage mal mit ihm Gassi und er sieht nur verängstigt zu mir hoch. ich bin heute noch heilfroh, dass er mir nicht abgehauen ist! lockere Leine und so…
Nach und nach reisen alle ab – das Pärchen mit der Miez, Thomas mit dem Auto und einigen Hunden im Kofferraum, die nach Deutschland dürfen, André und Melanie mit Hund als Flugpate.
Sabrina bleibt.
Ines kommt.
Ich gehe ihr erstmal etwas aus dem Weg. Besuche eh die Partner auf der Insel.
Jeder von ihnen hat für mich die grauenvollste Geschichte auf Lager. Jeder hat von allen das Schlimmste Tierleid gesehen, beobachtet und miterlebt. Allesamt sehr nette Menschen. Irgendwie ist jeder der Insel wegen nach Griechenland gezogen und hat dann erst feststellen müssen, wie schlimm die Griechen mit den Tieren umgehen. Mir scheint das unvorstellbar, aber ich werde ja auch tagtäglich direkt damit konfrontiert; bin schließlich deswegen hier. Alle schwärmen von der Arbeit der Tierärzte – allen voran von Ines. Jeder spricht von ihr mit großem Respekt.
Sabrina erzählt stolz, dass Ines ihr sogar schonmal ein Ei (!) gekocht hat.
Ines ist höflich. Stellt sich vor. Mir schleicht sich der Gedanke ein, dass alle nur labern. Aber ich bleibe zurückhaltend…
Marina
Marina ist Griechin. Ich treffe mich mit ihr in einem Café und fahre mit ihr zu ihrer Arbeit auf der Militärbasis. Dort füttert sie die streunenden Katzen. Nicht nur sie. Ich darf fotografieren, weil alle denken ich tue das um die Katzen danach zu vermitteln. Die solln da nämlich nicht mehr rumlaufen.
Zuhause hat Marina 3 Hunde im Haus, 3 Hunde draußen, sie weiß nicht genau wie viele Katzen im Haus. 8? und ca. 15-25 Katzen draußen. Ja. bischen viel.
Mit ihr fahre ich auch ein in der Gegend rum. Sie will mir die guten Seiten Kretas zeigen. Erklärt mir aber auch, dass die Masse hier nicht besonders helle ist. Insel halt. Kaum Einfluss von der großen weiten Welt. Die Welt in der man weiß, dass ein Tier auch Schmerz empfindet.
Sie stellt mir Katharine und Evi vor. Die beiden alleinstehenden Frauen kümmern sich um streunende Tiere an unterschiedlichen Plätzen um Chania. Hm. Sie sehen beide so aus als würden sie sich nicht gerne um die eigenen Probleme kümmern. Die eine kuckt drein wie nach zu viel Alkohol und die andre lispelt aufgrund fehlender Zähne. Aber nett sind sie trotzdem. Und gut meinen sie es auch.
Wir wollen versuchen noch einen Termin in der Schule von Chania zu bekommen, wo ein Lehrer einen Hund adoptiert hat um den Kindern in seiner Klasse anhand dieses „Beispiels“ beizubringen, dass so ein Tier ein toller Begleiter sein kann – wenn man ihn dementsprechend behandelt. Und, dass die Kinder ungeachtet dessen was deren Eltern sagen begreifen, dass ein Hund, allg. ein Tier, tatsächlich Schmerz empfindet, so wie wir auch, nicht wie vielleicht eine Pflanze, wie es aber viele denken. Grade sind aber Schulferien.
„bored“ – erhältlich als Print: print@juliabergmeister.com oder im Café Katzentempel in München
Und, Überraschung!
Ich liebe Ines! Sie ist nicht schwieriger als ich und einfach nur großartig!
Ines
Nach dem Studium wollte sie ihre Fähigkeiten festigen und rief bei Thomas an. Er klang arrogant. Sie flog für zwei Wochen nach Kreta um zu helfen. Als sie zurück in Deutschland war konnte sie die „leichten“ Fälle nicht ertragen. Rumänien war ihr aber zu heftig (Der Tierärztepool operiert in mehreren Ländern, Afrika auch, Infos dazu auf deren Webseite) deswegen hat sie sich für Kreta entschieden.
Sabrina hat Thomas und Ines kennengelernt als beide in die Praxis kamen, in der sie gerade als Arzthelferin angestellt war – arrogant, beide – Busch, Loew, wir sollen operieren – ja, arrogant, aber halt auch gut. So kam Sabrina dazu. Leicht korpulent und einfach gestrickt – mega unterhaltsam und ich mag sie gern, sie ist so toll sarkastisch!
Ines kocht uns zwar keine Eier, besorgt uns aber welche von Freida zum Frühstück 😉
Freida ist gemeinsam mit ihrem Mann und einigen Tieren (Hund und Pferd) nach Kreta gekommen – ihre Geschichte erzählt sie in einem Buch:
Tails are Wagging on Crete, Freida Richards, engl., erhältlich auf Amazon
Sie leben in einem Häuschen mit einigen Tieren, aufnehmen will sie aber keine mehr, sie hofft eher alle „los zu werden“ – sie kann nicht mehr.
Mit Sabrina laufe ich durch die Orangenplantage vor Freidas Haus – wir brauchen Nachschub für unseren täglichen Orangensaftkonsum!
„misery loves company“ – erhältlich als Print: print@juliabergmeister.com oder im Café Katzentempel in München
Zusammen mit Ines und Sabrina kann ich manchmal nicht fotografieren, weil ich zu sehr lachen muss! Ich genieße die Zeit mit den Beiden sehr, versuche möglichst viel davon mit ihnen zu verbringen und werde sie nie vergessen.
Die Arbeit mit den Partnern ist interessant, aber was ich mit Ines und Sabrina fotografiere ist um einiges Besser.
Die Tierärzte dürfen praktizieren, d.h. sie dürfen operieren und kastrieren. Das einzige was fehlt ist die Praxis dazu. Hiesige Tierärzte wollen ihre Praxis nicht hergeben. Aber es gibt Helfer. Helfer, die ihre Küche, ihre Kellerräume und Wohnzimmer dafür hergeben. Nur „eingeladene Gäste“ wissen wo und wann. Sie sammeln unkastrierte Tiere, fangen verletzte Tiere oder bringen ihre eigenen zur Behandlung, Kastration, OP. Inoffiziell. Nicht illegal, sagt der Bürgermeister, nur inoffiziell müssen wir sein. (Inzwischen geht es sogar offiziell.)
Molly lebt seit 20 Jahren auf Kreta, gemeinsam mit ihrem Mann unterstützen sie den Tierärztepool bei Kastrationsaktionen. Sie haben 3 Katzen und 1 Hund aus England mitgebracht und alle innerhalb der ersten 2 Wochen verloren. Gift. Ja, hier stimmt etwas nicht. Die Griechen haben es nicht so mit Tieren.
Verena und Heike unterstützen sie ebenso bei Kastrationsaktionen.
Wir operieren bei Verena im Wohnzimmer. Verena ist quirlig, ihre Aufmerksamkeit gilt immer dem gerade aufregensten. Um den organisatorischen Teil kümmert sich Heike. Sie ist für ihren Mann nach Kreta gezogen. Verena zog in jungen Jahren mit ihrer Mutter her, eher unfreiwillig, Teenager halt. Reiten wollte sie nicht aufgeben, hat sie auch nicht, aber nach kurzer Zeit viel ihr auf, wie schlecht mit den Pferden umgegangen wird. Deshalb Tierschutz.
Brigitte
Brigitte hat sehr viel auf Kreta erreicht. Sie kümmert sich in der Gegend von Plakias (Südwest, sehr schöne Gegend! unter Rethymno) um Kettenhunde. Sie kam für ihre Urlaubsliebe nach Kreta. Sie kümmerte sich um einen Kettenhund in ihrer Nähe bis dieser so alt wurde, dass sein Besitzer ihn „loswerden“ wollte – sie überredete ihn ihr den Hund zu übergeben. Dadurch wurde sie sensibel für solche Hunde. Es gibt viele davon auf Kreta. Durch ihren Einsatz haben die Hunde in der Gegend eine angemessen lange Kette und eine halbwegs angemessene Hütte. Wenn nicht, spricht sie mit den Besitzern. Sie sagt, man braucht Geduld um etwas zu erreichen. Und ihr Erfolg gibt ihr Recht. Mit Stursinn auf Sture einzureden bringt niemandem etwas. Die Griechen haben hier keinerlei Verständnis für ein Tierleben, es ist nicht vorhanden – woran also appelieren? Wir besuchen einige Hunde. Sie säubert ihre Ohren und untersucht sie nach Wunden. Dass Fliegen so derart beißen können erfahre ich hier. Schlafen, Fressen und Kacken auf 3qm – ja, kein schönes Leben. Aber bei den meisten Hunden merkt man die Freude über die seltene Zuneigung! Viele sind erstmal verängstigt, sind sie Berührung doch nicht gewohnt, andere sind einfach nur aggressiv, wieder andere so verängstigt, dass man ihnen kaum zu Nahe kommen kann.
Wir besuchen Brian, auch bei ihm fing es klein an, aber „wenn du ein Tier in Not findest, ruf mich an!“ und schon hat man ein ganzes Tierheim. Mit seiner Frau hat er auch eine Art Gnadenhof für die Tiere aufgebaut, damit sie noch ein schönes Lebensende haben.
Eine ihrer Freundinnen, Moni, betreibt ein Catcafé – die Katzen kommen schnell angelaufen, als wir die Futterschälchen auffüllen.
Ich fahre nach Elounda (Nordost) zu Lynn (Cover) und John – sie haben ein schönes Ferienhaus, bei dem sie das Obergeschoss als Ferienwohnung vermieten und mir für ein paar Tage zur Verfügung stellen. Tolle Urlaubsgegend! Man kann die Ferienwohnung in der Villa Jolynn buchen! Von hier aus kann ich Partner des Tierärztepools in dieser Gegend gemütlich erreichen. Das Titelbild zeigt Lynn mit ihrer blinden Katze; trotz fehlender Augen findet sie immer wieder den Weg auf die Schulter (auch auf meine) und zahlreiche Motten müssen Nachts unter ihr leiden – gute Ohren! Die beiden ziehen immer wieder Flaschenkinder groß; als ich da bin ist ein ganzer Wurf MiniMiezen da – die Namen sind bei ihnen immer sehr humorvoll – diesesmal sind wir bei Harry Potter; mit Harry, Hermione, Hagrett und Dumbledore…
Virgina teilt die Liebe zu diesen Namen nicht, dafür aber die Liebe zu den Tieren. Sie ist der organisatorische Kopf von VOCAL
Voice of the Cats Alliance
Sie erkennt das Problem auf Kreta realistisch; sie füttert zwar, weiß aber, dass es zwingend nötig ist die Tiere zu kastrieren. Zusammen mit Hanne unterstützt sie die Kastrationsaktionen des Tierärztepools.
Hanne
Hanne ist eher ungeduldig; sie kommt aus Frankfurt und ihr geht alles nicht schnell genug. Manchmal zur Sorge von Virginia, die die Aufmerksamkeit der Anwohner nicht unnötig auf sich ziehen will um Probleme zu vermeiden.
Mo ist ebenfalls mit im Team – sie zeigt mir, wo sie Katzen füttert und für Kastrationsaktionen einfängt. Das Füttern erleichtert das Einfangen. Eigentlich ist sie meist auf Plaka (kleine Insel vor Kreta), aber es fährt heute kein Boot mehr hin, deswegen sehen wir sie nur aus der Ferne. Ihr Tierschutz fing damit an, dass sie ein klägliches Miauen aus einem Wasserkontainer hörte. Ihr Mann fischte die Katze raus bevor sie ertrank. Dass die Anwohner das Schreien ertragen konnte, kann sie nicht nachvollziehen. Die Katze sollten sie aushändigen – schließlich gehört sie nicht ihnen sondern den Anwohnern! Da diese sie aber einfach hätten ertrinken lassen, nahmen die beiden die Katze unter Protest mit. Besitzanspruch, keine Verantwortung.
Bruno und Brigitte aus Ierapetra (Südost) beobachteten wie auf einem Schrottplatz kleine Welpen absichtlich vom Besitzer mit seinem riesen Abschleppwagen überfahren und so lebendig begraben wurden. Sie gruben wieder aus was da unter der Erde wimmerte. Vor dem Bürgermeister in Agios Nikolaos waren sie eher hitzig, als vielleicht hilfreich gewesen wäre. Für sie steht fest: die Griechen ändern sich nicht. Man müsste mit ihnen das selbe tun, was sie den Tieren antun. Einzige Respektperson ist Thomas. Mit Bruno besuche ich einen tierlieben Kreter, der gerade mit seiner Familie grillt und uns spontan dazu einlädt.
Ich weiß, dass Ines und Sabrina heute in der Gegend bei Malia (Nordost, westl. über Ierapetra) kastrieren, nur nicht wo genau – er hat eine Vermutung und beschreibt mir den Weg – ich finde sie. Sie sind wiedereinmal sehr beschäftigt, die Schlange von Leuten, die Tiere bringen ist lang.
Sue
Sue wollte immer Tierärztin werden, könnte aber niemals einschläfern. Als sie nach Kreta gezogen ist hatte sie einen Hund dabei. Er starb 10 Tage später. Sie fand einen Hund, den sie aufnahm und beim Gassigehn kam ein zweiter dazu. Jetzt hat sie ein komplettes Tierheim, Hector´s House.
Ich besuche auch Maria aus Sitia und Maria aus Malia. Beide tierliebe Hundebesitzer. Die eine hat einen Hund aufgenommen, der offensichtlich von seinen Besitzern bei ihrem Café ausgesetzt wurde; er ist Menschen gewohnt, nicht schreckhaft und sehr verschmust. Die andere hat einen kranken Hund aufgenommen und erst kürzlich ein Hunderudel, das sich den Anwohnern zu aggressiv näherte zerschlagen, in dem sie die Hündin einfing um sie zu kastrieren, um die der Rüde so sehr buhlte. Beide unterstützen den Tierärztepool bei Kastrationsaktionen.
Vorm Tierschutz habe ich großen Respekt. Ich zähle mich aber definitiv zu den Tierliebhabern, nicht zu den Tierschützern.
Mit Verbissenheit an etwas zu arbeiten, dass von der bloßen Dummheit der Menschen sabotiert wird, ist so frustrierend, dass ich warhscheinlich Amok laufen müsste.
Es gab auch emotionale Momente, Momente, die ich selbst erfahren habe, keine Geschichten, die mir von anderen erzählt wurden – Carry zB. hat ihre ganz eigene Geschichte – angebunden vom Truck gefallen und hinterhergeschliffen bis ihr Bein nur noch in Fetzen runterhing; der Besitzer kann sie so nicht gebrauchen hat aber doch ein Herz (gewisser Maßen) und bringt sie den Tierärzten. Als Melanie den Verband wecheselt und mich bittet den wedelnden Schwanz zu halten jammert die Hündin nicht einmal. Als Ines kommt macht sie mit der Behandlung weiter – man muss rausfinden, warum es nicht verheilt… Sollte ein bestimmter Virus vorhanden sein würde sich bei einer Amputation einfach der Stumpf mit dem Virus entzünden und alles weiter nach oben tragen. Man braucht Tests und die richtigen Medikamente.
Uns wird auch ein junger Hund gebracht. Ein Kuscheltier! Seine Besitzer ließen ihn liegen als er halbtot war. Er starb nicht, hat aber auch keine Muskulatur im hinteren Bereich aufgebaut. Ines entscheidet nach langer Zeit der Versuche Muskulatur aufzubauen ihn einzuschläfern, wäre es doch nur Quälerei; er wird nie laufen können und zur Notdurft muss man ihn rausbringen, ihn danach aus dem eigenen Dreck ziehen. Wir sind alle den Tränen nahe und streicheln ihn bis er einschläft.
Die kleine Nica bringt uns Nicos (ein Grieche mit einem großen Herz für Tiere) – sie wurde von einem scharfen Hund fast totgebissen und von einem griechischen Tierarzt stümperhaft zusammengenäht. Ines sieht die Entzündung im Bauchraum und schneidet den kleinen Spatz nochmal auf um alles ordnungsgemäß zu säubern. Ich hole die kleine aus ihrer Kiste so oft ich kann. Später dreh ich sie Freunden an, die mit ihr jetzt eine aufgeweckte und verschmuste Zweitkatze haben! Thomas wird sie aus Kreta nach München bringen und übergibt die Katze den beiden. Die Gebühr übernehme ich. Die Katze meine Freunde Wolfgang und Xenia.
Die Arbeit des Tierärztepools kann man unter http://www.tieraerztepool.de verfolgen. Und: Spenden kann man da auch!
Details zu den Arbeiten der Partner findet ihr in. meinem Beitrag out of soul und Details zur Arbeit der Tierärzte… im Beitrag inoffiziell
erzählt im Dezember 2015 und März 2016
Nachtrag: André ist leider im Jahr 2015 verstorben…