Asien!? Schon wieder? Wirklich?

Januar, 2013
Indonesier sitzt auf seinem Moped und streckt den Daumen hoch mit Blick in die Kamera, hinter ihm eine blaue Wellblechwand

ja, wirklich.

Indonesien und Singapur, Dezember 2012 – Januar 2013

knapp 4 Wochen, mit Jan

Warum?

Weil Jan jemanden kennt, der auf Borneo in einer Orang Utan Station des WWF arbeitet.

Und der wollte eh schon immer, dass man ihn mal besucht!

Ja.

Ich bin dabei!

Gut, dem also geschrieben, dass wir kommen und ob es sicher ist, dass wir uns auch die Station ansehen können – klar!

Mit der deutschen Stelle dieser Organisation telefoniert – nein, keine Chance auf reinkommen; die Affen stehen schließlich unter Quarantäne und sollen ausgewildert werden. Ja, klingt gut, aber…

Nein, nein, auf indonesischer Seite, klar können wir rein!

Also, darauf hoffen, dass es ebenfalls so einfach läuft wie damals in Thailand? Ja, wieso nicht.

Zunächst mal arbeitet nicht er selbst in dieser Station, sondern sein Bruder. Und eigentlich nichtmal der, sondern dessen Freund und außerdem ist die Station, mal nebenbei, nicht direkt vom WWF sondern vom BOS. Ok. Naja. Immer erstmal bisschen höher stapeln… Und: sie befindet sich nicht auf Borneo, sondern auf Kalimantan (selbe Insel, indonesischer Teil, Visum erforderlich)

Aber wir können ganz sicher rein.

Die Info´s kommen Stück für Stück und immer so, als wäre von Anfang an klar gewesen, wie das gemeint ist mit: ich arbeite in einer Orang Utan Station des WWF auf Borneo – komm vorbei!

Wir geben Bescheid, in welchem Zeitraum wir können – passt, er ist da!

Wir buchen.

Wir geben bescheid, dass wir gebucht haben und wann wir ankommen.

Wir erinnern an unsere Buchung in ca. einem Monat.

Wir erinnern an den bevorstehenden Flug in ca. 2 Wochen.

Wir bekommen keine Antwort.

Hm. Warum? Naja, jetzt ist der Flug gebucht. Kein zurück mehr.

Wir fliegen hin.

Da ein Aufenthalt von mehr als 6h vorgesehen war bekamen wir eine Nacht im Hotel in Doha (das muss man wissen und beantragen); kriegen sogar noch was vom Abendbuffet. Dafür werden wir nach nichtmal 4h Schlaf geweckt und nach kurzem duschen und frühstücken am Buffet viel zu früh zum Flughafen gebracht – obwohl wir doch schon eingecheckt sind und unser Gepäck den Flughafen nicht verlassen hat sind wir 2h vorm Abflug am Gate. Da saßen wir also, völlig gerädert und warten: Der Flug hatte nach den 2h noch 6h Verspätung. Und der Flughafen in Doha ist mega langweilig.

Jakarta.

Szenen in den Straßen von Jakarta
Szenen in den Straßen von Jakarta

Der Sprung von München zu Bangkok den Dreck, Lärm und Stress betreffend ist schon groß, aber Bangkok ist ok.

Jakarta macht nochmal den selben Sprung von Bangkok.

(und Dhaka nochmal einen; für jeden, der schonmal in Bangkok und Jakarta war)

Das Hotel für die ersten zwei Nächte ist eine Katastrophe – kein Fenster (super für Jetlag! damit man den auch bloß nicht los wird) und feucht muffig. Grauenvoll.

Unbedingt IMMER ein schönes Hotel am Anfang buchen, das schönste oder beste oder meist empfohlene Stadtviertel wählen dann klappt das mit einem angenehmen Start. 

Wir sollen mit dem Boot nach Kalimantan. Ein Abenteuer.

Da wir immer noch nichts gehört haben, wissen wir nichts genaueres.

Außer, dass er auf Borneo (eigentlich Kalimantan) in oder bei Balikbapan lebt, ein kleiner Ort im Osten, 5 Nächte auf dem Schiff.

Erstes Problem: einen Taxifahrer finden, der weiß wo sich der Hafen befindet und nicht nur mit den Achseln zuckt wenn man in die Richtung deutet oder das Blau-eingezeichnete Wasser neben Jakarta auf der Karte zeigt…

Dann: Tickets kaufen. Wenn man mal die Idee vom offiziellen Ticketschalter aufgibt und sich zufrieden gibt mit einem stinknormalen Wohnzimmer, kriegt man sogar Tickets. Wir entscheiden uns dazu, nur 2 Nächte zu reisen, damit kommen wir auch nach Kalimantan, an die Westküste. Jan frägt entgeistert leise ob das denn erste Klasse ist, bei dem Preis. Ich lache, klar, die Chance ein erste Klasse Ticket zu verkaufen lassen die sich doch niemals entgehen, frage aber nach: oh, erste Klasse? Nein… Aber dann kostet es mehr (1€ oder so) ja, ja, bitte! Puh…

Gut. Schiff finden. Gefunden. Da drauf? Hm. Ok. Kriegen den Schlüssel für ein Einzelzimmer – Alternative wäre gewesen auf dem Deck zu schlafen. Mit all den anderen. Und ohne Isomatte. Dafür mit Dieseldämpfen vom Feinsten. Im Einzelzimmer haben wir zwei Betten, beide ziemlich kurz und äußerst schmal.

Es hätte noch die Luxus Lounge gegeben – ob man sich da die Toiletten und Duschen nicht mit allen hätte teilen müssen?

spät Abends auf dem Deck eines Reisedampfers im Hafen von Jakarta

2 Nächte. Das Essen wird 3x täglich gebracht und ist eigentlich auch wirklich nicht schlecht. Die Leute langweilen sich. Das Unterhaltungsprogramm ist mäßig. Erst ab dem 2. Tag trauen sie sich uns anzusprechen, ich werde ignoriert, Jan wird gefragt – warum sind wir hier, was haben wir in Pontianak geplant und überhaupt: 

warum fliegen wir nicht? Jaaaa… Warum? 

Szenen auf dem Reisedampfer in Indonesien
Szenen auf dem Reisedampfer in Indonesien
Szenen auf dem Reisedampfer in Indonesien, Blick über die Schulter eines alten Mannes der auf die See schaut

Pontianak 

In Pontianak angekommen stellen wir schnell fest, dass es hier nicht viel zu tun gibt; der Äquator läuft hier durch. Aha. Und Nachbauten von Häusern der Ureinwohner gibt es zu sehen. Irgendwo. 

Im örtlichen Reisebüro wollen wir erstmal unseren Flug nach Balikbapan, also vom Westen in den Osten buchen. Von dem einen Flughafensymbol zum anderen. Aber das geht nicht. Ja, das geht nicht, weil alle Flugzeuge, die hier landen erst wieder nach Jakarta fliegen. Sie müssen schließlich gewartet werden. Ja… Nein. Nach 3 Tagen auf dem Schiff, mit auf dem Bett hüpfenden Riesenkakerlaken, die das Gewicht einer Ratte haben oder aber eine Kröte waren; vorallem, weil ich mir bei den nächtlichen Rattenrennen über mir auf dem Schiffsdeck bzw im Zwischenboden nicht vorstellen will, dass so eine in meinem Bett war, auf meinem Bein, mit nur dem dünnen Laken dazwischen; danach will ich nicht wieder zurück nach Jakarta. Das hab ich nicht umsonst gemacht. 

4 Nächte bisher in Indonesien und die Nerven liegen blank; 2 davon mit Schimmel in der Nase und 2 mit Dieselgestank und Tiergeräuschen. Nicht zu vergessen die kurze Nacht im Hotel und der Aufenthalt am Flughafen, ganz nebenbei der Flug an sich. 

Was tun? 

Bisher keine Antwort vom Indonesier. Kriegsrat. Emails rausschicken an Reiseveranstalter, die mehrtägige Urwaldtouren anbieten, das Internet danach durchforsten, feststellen, dass wir dazu definitiv auf der falschen Inselseite sind; die Urwälder sind im Osten, das dahinkommen scheint unmöglich oder aber unsagbar teuer zu sein. Keine Alternative zum „umsonst“ bei „Feunden“ untergebracht sein und mit denen abhängen, den Urwald erkunden und die Affen besuchen… 

Wir entscheiden uns dazu erstmal Urlaub zu machen. Wo geht das denn gut? Na auf Bali natürlich. Außerdem kann man da hinfliegen ohne in Jakarta zwischenzulanden. Klingt Perfekt! 

Da wir uns zu all den anderen Orten in Indonesien keinerlei Gedanken gemacht haben, weil wir ja davon ausgingen in Balikbapan herzlich empfangen zu werden und dann sowieso erstmal beschäftigt zu sein um zum Schluss den perfekten Urlaubstip vom Einheimischen zu erhalten, verlassen wir uns aufs Reisebüro, buchen dort den Flug und unser Zimmer für die heutige Nacht in Pontianak.

Szenen auf dem Durianmarkt in Pontianak auf Kalimantan

 Bali

Auf Bali gelandet, sind wir keine Rarität mehr sondern prallgefüllte Geldsäcke, die man nur lange genug Nerven muss um ins Geschäft zu kommen. Flucht. Das schlimmste mit großen Reiserucksäcken und dem immer wiederkehrenden Gedanken, dass wir nur hier sind, weil der Typ meinte wir sollen kommen, er arbeitet in einer Orang Utan Station auf Borneo!

Roller leihen war deutlich schwieriger als erwartet. Autos wollten sie uns andrehen. Naja. Wäre wohl auch komfortabler gewesen, aber wir haben uns aufs Rollerfahren eingestellt. Wir sind jetzt auf der Suche nach Balis Traumstränden. Wo findet man die?

In mir macht sich noch ein weiteres Problem breit: die Orang Utan Station sollte meine Abschlussarbeiten werden. Fotografische Begleitung vom Aufnehmen, Aufpäppeln und wenn möglich Auswildern der Menschenaffen. Was tun, wenn daraus nichts wird?

Wir hören auf, dem Indonesier Nachrichten zu schicken und versuchen es mit auf Facebook eingetragenen Familienmitgliedern. Und tatsächlich, seine Schwester spricht englisch und antwortet mir ein paar Tage später: mein Bruder? Der ist noch in Deutschland. Wie bitte?! Der hat doch sein Studium verkackt und wurde ausgewiesen?! Muss angeblich seit Oktober zurück in Indonesien sein, weil die Aufenthaltserlaubnis ausgelaufen ist. Spekulationen: ist er illegal geblieben und konnte uns keine Nachricht schicken, weil sie ihm dann auf die Schliche gekommen wären? Oje… Aber nein. Er schreibt mir 2 Tage später und entschuldigt sich für seine späte Antwort. Als ob das mein größtes Problem wäre! Ich soll mich bei seinem Kumpel melden, der kann mir sicher weiterhelfen! Nagut. Was hab ich noch zu verlieren. Ich schreibe ihm. 

Wir sind mittlerweile zur Hälfte um Bali rumgefahren. Weihnachten im Strawberryhill Hotel, mit Plastikweihnachtsbäumchen und Badewanne. BADEWANNE!

Szenen auf der Urlaubsinsel Bali
Szenen auf der Urlaubsinsel Bali wenn es regnet
Szenen auf der Urlaubsinsel Bali

Als wir im Norden sind wird Jan krank, also mehr noch als davor schon. Jetzt ist Fieber mit dabei, schubweise und wir dürfen uns mit einem Ärzterundlauf beschäftigen. Da ich das mit dem Rollerfahren bei Gangschaltung nicht besonders gut beherrsche steigt er tapfer auf und fährt hin wo ich ihn hinlotse. In der Apotheke wollen Sie mir eine ausgepackte Malariatablette andrehen, weil ich von Fieber erzähle, aber die haben wir selbst, plus dazugehörige Packung. Auf meiner Balikarte ist ein Arzt eingezeichnet und wieder einmal muss man seine Vorstellung ausblenden und sich mit gegebenen Umständen zufrieden geben. Wir setzen uns in der Hofeinfahrt in die Reihe der Wartenden, werden aber schnell bevorzugt behandelt und nach vorne zum Garagentor gewunken. Ein Malaria-Quicktest soll her (bevor man sich die Maga Pillen einschmeißt… Wer mal die Packungsbeilage liest…) aber den kann man nur im Krankenhaus machen lassen. Ok. Ist bisschen weiter zu fahren aber kriegt er hin… Im Krankenhaus überall Kranke, die Fliegen und Moskitos verdunkeln einem die Sicht, wir werden in ein Untersuchungszimmer gebracht in dem bereits ein Mädchen auf der Bare liegt – mit dem T-Shirt dazwischen wird in der Achsel Fieber gemessen. 

Jan bekommt das Blutdruckmessgerät dran gemacht. Warum, wissen wir nicht. Mir wird es auch stolz angeboten. Warum, wissen wir noch weniger. Nach langem hin und her trauen sie sich (zu dritt) Blut abzunehmen. Ich beobachte genau. Der junge Arzt wird von seiner noch jüngeren Arzthelferin angestubbst und auf die Handschuhe ganz oben im Regal aufmerksam gemacht; mit einem Kopfschwenk in unsere Richtung (das sind Weiße, zieh Handschuhe an bevor du die Kanüle auspackst!) Sehr gut, nicht umsonst gut aufgepasst. 

Gezahlt wird alles an der Kasse. 

Am nächsten Tag rufe ich mehrmals an um das Ergebnis zu erfahren. Die Schweigepflicht ignorierend erfahre ich es: alles gut, weder Malaria noch Dengue. Klingt gut.

Fieber auf Bali
zum Arzt auf Bali
wenn du auf Bali ins Krankenhaus musst

Wir fahren noch den Rest der Insel ab und planen unseren restlichen Aufenthalt in diesem Teil der Welt. Jan will nichts außer raus aus Indonesien. 

Singapur klingt in seinen Ohren gut. In meinen nur teuer. Aber ok. Flug von Bali nach Singapur. 

In weiser Voraussicht haben wir in München einen Flug gebucht, den man beliebig umbuchen kann, was mir dabei geholfen hätte beliebig lange zu bleiben und wann immer es passt nach meiner Fotodokumentation im Affengehege wieder nach Hause zu fliegen; oder aber wie jetzt in diesem Fall einfach von Singapur aus nach Hause zu fliegen. Noch auf Bali haben wir versucht im Internet sowie unter indonesischer Telefonauskunft den Flug umzubuchen: wir müssen das in Singapur machen. Ok, also in Singapur ins Reisebüro. Ja, er macht uns das. Ach, nein, dass müssen die im deutschen Reisebüro machen, er kann nicht drauf zugreifen. Die Deutsche Gesellschaft muss ihm das freigeben und er muss dann den Flug buchen. Nahende Neujahrsfeiertage und daraus resultierende Öffnungszeiten auf deutscher sowie singapurischer Seite gepaart mit der Zeitverschiebung machten das zum Hürdenlauf. Hin und her zwischen Homebase (airbnb) mit Internetzugang, skypen mit Mama, die mit dem Reisebüro in Deutschland telefoniert damit wir dann mit allen nötigen Infos und Unterlagen ins singapurische Reisebüro rennen können damit das irgendwie klappt auch wenn wir nicht persönlich in Deutschland bestätigen können, dass wirklich wir das sind, die den Flug umbuchen wollen – wie sollte das geplant gewesen sein? So doch sicher nicht!?

Silvester in Singapur. Flug umgebucht. 

Antwort vom indonesischen Freund. Ja. Mir jetzt auch egal. Selbst wenn ich noch in der Nähe wäre. Ich hab keinen Bock auf „ich hab gehört ihr wolltet kommen – könnt jederzeit vorbeischauen!“

Singapur.

Nachszenen in Singapur auf der Straße und im Garten
Silvestern am See in Singapur

Silvester in Singapur. Nahezu reibungsloser Rückflug… (Lufthansa… Erholung pur)

erzählt im Oktober 2015

    Leave a comment

Like this?! Previous post Like this?!
Total: