herbal Love
schon gewusst? Ich steh auf Kräuterheilmittel!
Beziehungsweise… in erster Linie darauf, mich damit zu beschäftigen!
Statt teuren Cremes, Aloe Vera und Teebaumöl auf die Haut (je nachdem).
Statt Schmerztabletten, Kamillenteebeutel (auf die Augen legen, hilft voll!)
Die Möglichkeiten sind endlos.
Was mich daran am meisten fasziniert: Die Tatsache, dass „wir“ in kürzester Zeit nahezu alles über Kräuterheilmittel verlernt haben!
Was ich am besten daran finde: vieles schaut auf dem Balkon einfach auch hübsch aus!
Die sogenannte Schulmedizin wird als Parallele zur sogenannten Kräutermedizin gesehen, dabei gehen die beiden erst seit ein paar Jahrzehnten getrennte Wege. Viele Jahrhunderte lang gab es nichts anderes als Kräuterheilmittel und damit das, was die Natur uns bereitstellt. Irgendwann wurde die Medizin dann chemisch, anstatt biologisch zu bleiben. Schon eine seltsame Entwicklung, oder?
Menschen wurden mit Quecksilber vergiftet, weil man dachte es heile Syphilis. (Paracelsus, 16. Jahrhundert) Ab hier hat man den Selbstheilungskräften des Körpers weniger Bedeutung zugesprochen als zuvor. Klar, wenn man Chemie in den biologischen Körper flößt passiert ja auch vermeintlich viel. Mehr als bei Salbeitee. Ob gutes oder schlechtes sei mal dahin gestellt…
Antibiotikum wird meist als größte Errungenschaft der Schulmedizin genannt. Dabei gab es das schon viel früher! Antibiotika produzierende Schimmelpilze wurden bereits im Alten Ägypten genutzt, außerdem in Peru (14. Jahrhundert) und in neuerer europäischer Volksheilkunde gezüchtet und verwendet.
Das mit der Hexenverbrennung
Was ich auch mal sehr interessantes aufgeschnappt habe: Hexenverbrennung startete ungefähr im 13. Jahrhundert.
Und warum? Weil Heiler*innen erfolgreich abtreiben konnten!
Anstatt mit Stricknadeln im Unterleib der Schwangeren herumzustochern hatten sie ein Kraut, das zur Abtreibung führt – ohne der schwangeren Frau zu schaden. Sie hatten Aufzeichnungen darüber, wie viel zu geben ist im Verhältnis zur Länge der Schwangerschaft, Körpergewicht der Schwangeren und Zeit der Ernte des Krauts!
Ab sofort treiben alle Frauen nur noch ab und keine bekommt mehr Kinder, nie wieder!
Wo der Staat nun fürchtete, es könnten ihm alle zukünftige Steuerzahler entgehen, da hat die Kirche von Ketzerei gesprochen. Es wurde kurzerhand entschlossen, eine Abtreibung ist mit dem Tode zu bestrafen. Dass die Frauen nicht aus Jux und Tollerei abtrieben, sondern weil sie (häufig damals) zuvor vergewaltigt wurden, und das Gebären des unehelichen Kindes im Verlauf der Zeit üblicherweise zum Verstoß aus der Familie und auch aus der Gesellschaft geführt hatte und damit zu einem Leben auf der Straße oder im Bordell, hat die Kirche wenig interessiert: Gott sei mit dir und möge dir helfen. Ja, danke.
(Schriften zu diesem Kraut sind aufgetaucht, ich hatte einen Podcast gehört, kann aber nicht mehr sagen welcher es war.)
Das mit den OPs
Und was ist mit Operationen? Klar, wenn drinnen was kaputt ist, was von außen nicht reparierbar ist, dann ist so eine OP mega die Errungenschaft. Aber wann hat das angefangen?
Hat mich glatt vom Hocker gehauen: Es gibt die „Susruta Sambia“, eine indische Schriftsammlung aus der Zeit um 100 n. Chr. (ja, hundert, nicht tausend) in der Operationstechniken beschrieben sind, darunter auch solche zur plastischen Chirurgie!* Ist das nicht ultra krass?! Sie wird wohl heute noch immer zurate gezogen.
Ich finde die Argumentation so schade, in denen Kräutermedizin und Schulmedizin so differenziert betrachtet werden. Als ob man in der Weiterentwicklung der Kräutermedizin nicht heute auch operieren würde und schlimme Krankheiten heilen würde oder impfen könnte. Vieles davon hat man schließlich schon vor vielen Jahrhunderten gemacht, als es noch gar keine sogenannte Schulmedizin gab! Meistens konnte man einfach nur nicht wirklich erklären, warum die Kräuterheilmittel überhaupt heilen! Aber… nur weil man es in der Schulmedizin erklären kann, heißt das doch noch lange nicht, dass man das heute nicht auch bei Kräuterheilmittel kann!? Das hat schlichtweg nichts mit der Medizin zu tun, sondern mit dem allgemeinen Fortschritt. Man kann kucken. In den Körper und in die Pflanze. Wissen was hilft, weiß man bei so vielem! Gemüse und Obst gegen Skorbut – warum? Wegen Vitamin C. Hilft es mehr, weil man es weiß? Vermutlich.
Man hat so viel Wissen als Hexerei verbrannt – sowohl die Schriften dazu als auch gleich den Heiler. Meist im Namen der Kirche. Und eben diese Kirche hat lange Zeit dafür gesorgt, dass man nicht operieren konnte, nicht wirklich nachsehen konnte, was da drin passiert, im Körper…
Stattdessen wurde zur Ader gelassen.
4 Säfte
Auch eine total interessante Ansichtsweise übrigens! Der Mensch wurde in vier Säfte geteilt: Blut, gelbe Galle, schwarze Galle und Schleim.
Im Idealfall sind alle vier zu gleichen Teilen im Körper vorhanden; wer cholerisch ist hat aber zum Beispiel zu viel gelbe Galle und ist dann auch direkt blass, leicht reizbar und ehrgeizig. Ist man dann krank, muss irgendwas von den vieren raus, weil zuviel davon drin ist…
Absurd. Wurde aber viele Jahrhunderte praktiziert!
Fortschritt wurde unterdrückt.
Das mit dem Durchbruch
Im ganz frühen 19. Jahrhundert (da hatte die Kirche nicht mehr ganz so viel zu melden) wurden Wirkstoffe aus Pflanzen isoliert. Und im späteren Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde erstmals eine zuvor isolierte Substanz synthetisch hergestellt. Dem geht aber das Wissen über die Heilungskräfte von Pflanzen voraus – was sonst hätte man isolieren sollen, wenn nicht den pflanzlichen Wirkstoff? Und was synthetisch herstellen, wenn nicht den pflanzlichen Wirkstoff?
Ab jetzt – 1860 – gehen Kräutermedizin und Schulmedizin getrennte Wege. Das ist gerade mal gut 150 Jahre her!
Im weiteren Verlauf wurde es in vielen Ländern illegal Pflanzenheilkunde auszuüben. Die Kräutermedizin wurde als überholt geächtet und als wenig wirksam dargestellt… Da machen 150 Jahre dann schon viel aus, das sind ein paar Generationen, die lernen, dass ein Kraut nix hilft und nix schon gleich dreimal nicht.
Der Grund stößt mir persönlich etwas auf: synthetische Stoffe lassen sich patentieren! Natürliche nicht. Also verdient am Ende jemand einfach mehr Geld damit.
Es gibt mittlerweile sehr viele Studien, die ein Medikament testen sollten und in zwei Kontrollgruppen wurden einmal ein Placebo und zum anderen eine Kräutermedizin getestet. Ergebnis: alle drei helfen! Nebenwirkungen gibts aber sowohl im Medikament als auch im Placebo – nicht im Kraut. Witzig?
Klar, Tabletten sind leicht zu bekommen, liegen zu Hause und man hat sie da, wenn mans braucht und muss nicht erst was ernten gehen. Convinient halt. Und lukrativ. Und wenn mir schlecht wird hilft auch eine Vomex besser als was anderes – einfach, weil ich weiß sie hilft. Und in dem Moment ist mir auch nicht danach ein Buch zu lesen um zu kucken was ich alternativ brauch. Aber immer mehr will ich mir meine kleine Apotheke auf dem Balkon anzüchten und wo es geht und mir hilft, nutze ich dann lieber das als ein Medikament, das mir am Ende meine Magen-Darmflora durcheinander bringen könnte. Und in meine grüne Apotheke stecke ich lieber ein bisschen Geld – sieht ja auch hübsch aus!
Beschäftigst du dich mit Kräuterheilmittel?
*das und vieles andere aus: Das große Lexikon der Heilpflanzen, Andrew Chevallier, erschienen im DK-Verlag