Schimmelwände oder Sandbodenhütten – Panamas Osten

April, 2022
ein Guide geht durch das dichte Grün des Urwalds

Nach unserem Trip durch Panamas Westen und vorallem nach unserem Super Silvester in Santa Catalina, wollten wir nun auch etwas vom Osten sehen. San Blas steht für hier bei den meisten ganz oben auf der Liste. Da wir Boccas del Torro ausgelassen haben und auch keinen Schnorcheltrip auf Coiba gestartet sind, wollten wir das nun zumindest mitnehmen… Man muss es buchen, allerdings fand ich seltsamerweise auf Tripadvisor nur einen Tourenanbieter — soviel vorne weg, es gibt noch mehr. Wahrscheinlich fragt man am besten im Hotel nach. Wir waren aber in keinem, also musste es auf eigene Faust gehen. 

Aber in Panama City angekommen, wollten wir aufgrund von den Auswirkungen des Streetfood an der Panamericana nicht unbedingt in einer rudimentären Hütte untergebracht sein. Wir wollten ein nettes Hotel. 

In Panama wurde es das Summit Rainforest — sehr zu empfehlen! Eigener Regenwald und Guides, die kostenlos Touren anbieten, inkl. Faultierbaby.

Auch das Gamboa mit angrenzendem Wald bietet gute Ausflugsmöglichkeiten. (Panama City)

Und auf den Wegen dort gibt es wieder gute Grillstationen direkt an der Straße — inkl. Auswirkungen. Also, San Blas rückt weiter nach hinten…

Provinz Colón

Erstmal machen wir die Karibikküste ab Colon. Also von Panama aus am Kanal entlang nach oben. 

Ein wunderbares Hostel gibt es da. Das dann alles andere als wunderbar ist. Wir kommen an und werden in das bereits offenstehende, mit 2 Stühlen versperrte Zimmer geführt — und wollen direkt wieder rückwärts raus. Was für ein Muff! Die Stühle sollen wohl zum einen verhindern, dass die Tür zufällt (nicht auszudenken wie es dann stinken würde) und zum anderen die Hunde davon abhalten es sich im Zimmer gemütlich zu machen; oder es als Toilette zu benutzen. 

Puh. Wir gehen erstmal spazieren und hoffen es lüftet noch… der Rucksack bleibt im Auto, safety First, bevor alle Klamotten den Geruch annehmen. 

Nein, es lüftet nicht. Als wir abends schlafen gehen wollen steigt Stress auf – bei Jan sind nach 20 min die Nebenhöhlen dicht, ich krieg Ausschlag unter den Augen. Ok, was tun? Umziehen? Es ist schon finster und… alles ausgebucht auf Booking. Im Auto schlafen? In einer der Hängematten? Ne, im Zelt. Haben es ja schließlich dabei. In den Garten stellen? Hm, die Hunde, besonders gut erzogen erschienen sie nicht. Vorallem haben wir jetzt sämtliche Bewertungen regelrecht studiert. Einer der Hunde muss mal jemanden gebissen haben; weil der Arzt dann den Nachweis sehen wollte ob das Tier gegen Tollwut geimpft ist (laut Besitzer, ja, natürlich) kam raus: ne, natürlich nicht. Es gab da zwar mal einen Termin (den Wisch hat sie ihren Gästen vor die Nase gehalten) aber wahrgenommen wurde er nicht. 

Baumhaus, da steht eins… Ja, Baumhaus geht. Ab da hoch! 

Klingt super, war stressig – wir waren uns die ganze Nacht nicht ganz sicher ob das Knarzen und die sanften Bewegungen und der krasse Wind vielleicht bedeuten könnten, dass es zusammenbricht. Aber es hat gehalten. Ok, weg. Weiter. Nächste Unterkunft. Diesmal: erst hinfahren, kucken, fragen und dann buchen. 

Eine Unterkunft kommt hier oben noch in Frage – ausgebucht. Na gut. Schade. Dürfen wir zelten? Ja. 10$ p. P. – teurer als Campingplätze in Europa, vorallem, weil das hier auch keinen geraden Campingplatz hat, Seife hat’s auch keine, aber davon haben wir selbst genug dabei und sponsern einfach eine von unseren – für alle. Besser als schimmelige Wände! 

Wir können sogar mit dem deutschsprachigen Elsässer eine kleine Tour machen. Er gibt uns Gummistiefel und geht mit uns den Fluss hoch, immer darauf hinweisend, dass es hier giftige Schlangen gibt und wir aufpassen sollen. Dass ich am Vormittag schon mit Flip Flops den Fluss zu einem Drittel unserer Tour hochgelatscht bin, behalte ich einfach für mich. 

Aber gut, das reicht uns als Ausflug in diesen Teil der Karibik. 

Zurück nach Panama City. Ein kurzer Aufenthalt, abchecken wie gut und günstig man hier das Auto waschen lassen kann (das war in Südafrika am Ende etwas schwierig) und weiter gehts. Nach San Blas führt nur eine Straße. Also, ab nach Guna Yala!

Provinz Guna Yala

Als Zwischenstopp buchen wir eine Unterkunft in der wir wieder zelten dürfen – diesmal für faire 10$ gesamt. Wir fahren hin und können jetzt nochmal so richtig unseren Jimny ausreizen. 3 Flussdurchfahrten allein auf dem Weg dahin – und nochmal 2 wenn man die Abzweigung verpasst. Die wiederum geht so steil hoch, dass ich es nicht mal zu Fuß gehen will – aber easy geht das mit dem Auto! Wir fahren gleich nochmal paarmal hinundher. 

Die Unterkunft selbst ist eine richtig nette Community. Und wenn viel los ist hat man hier sicher eine sehr gute Zeit! Bei uns war nicht viel los aber es war trotzdem nett mit den Bewohnern und Gästen dort Gespräche zu führen. Außerdem laufen überall Hühner rum. 

Aber für uns steht noch unsere San Blas Tour ganz oben auf der Liste. Langsam geht uns nämlich doch die Zeit aus. 4 Wochen, davon nur 3 mit dem Auto sind doch nicht so lang…

Wir buchen über tripadvisor – und bekommen eine Absage. Voll. Ok. Nochmal – das gleiche, voll. Scheinbar geht hier alles ganz old school per Telefax oder so (hat ja angeblich kein Internet da) an die Gunas und die kucken abends mal an ihrem Schreibtisch was so reingeflattert ist und checken dann ab, ob noch frei ist was da gebucht wurde – und sagen dann halt ab. Tja. Wir versuchen es direkt über die Telefonnummer des Tourenanbieters und buchen über WhatsApp. Wir sagen was wir gerne hätten und sie sagt, das gibt es nicht, aber dafür was anderes auf einer anderen Insel. Ok. Dann das. Aber es kommt einfach keine Buchungsbestätigung mit Rechnung. Was ist da los? Sie hat eine gute und eine schlechte Nachricht. Das gibt es jetzt auch nicht mehr. Aber dafür das andere was wir wollten: eine luftige Hütte mit Sandboden auf der anderen, kleineren Insel! Happy, da schimmeln die Wände sicher nicht! 

Also vorher nochmal eine Unterkunft, die kurz vor der Grenze zum Guna Yala Gebiet liegt. Hier zahlt man nämlich Eintritt pro Tag, den man im Gebiet verbringt. Also wollen wir früh morgens die Grenzen passieren, zum Bootssteg und dann ab auf die Insel! 

Die Unterkunft, die wir da gebucht haben ist ganz schön in die Jahre gekommen. Aber der Hund ist toll! Shaolin leistet uns freudig Gesellschaft als wir uns auf den Weg zum angepriesenen Wasserfall machen. Vor, Zurück, durchs Gebüsch, mit aufgekratzten Lefzen wieder zu uns – Energie und Freude pur! Für etwa 45minuten. Danach realisiert er, dass wir weiter gehen und wird müde. Aber er wartet brav an jeder Ecke bis er sich sicher ist, dass wir sehen wohin es weiter geht bevor er abbiegt. Am Wasserfall angekommen ist es schon halb 3 – um 4 sollen wir zurück sein, denn dann wird’s dunkel – und tatsächlich will ich da nicht im dunklen durch – Hund an meiner Seite oder nicht, einem Jaguar muss ich nicht begegnen (oder doch?!🤪). Jan geht schwimmen, ich nicht. Zu kalt. Er will wissen, ob es nach dem Wasserfall weitergeht, der ist nämlich nicht hoch und man könnte da hoch krakseln und vielleicht andersrum wieder zurück… inkl. Hund natürlich – der Hinweg war auch nicht grad unsteil. Die Drohne soll das Mal auschecken. Mag sie aber nicht. Zu wenig Satelliten: ati Mode. Bedeutet sie lässt sich nicht steuern, driftet ab und fliegt geradewegs in den Baum und ab ins Wasser. Ja. Ins tiefe Wasser. Jan versucht’s noch aber ohne Taucherbrille keine Chance. Zurück zum Auto und Brillen holen? Zu spät. Morgen? Ne, morgen San Blas, eine Nacht. Also übermorgen? Wahrscheinlich nicht, kommen erst um 3 von der Insel wieder an… also in 3 Tagen. Gut. Ist jetzt so. 

Leicht betrübt gehen wir mit Shaolin wieder zurück. Der will dann noch bisschen schmusen und dann nur noch schlafen. Hab ich erwähnt, dass wir wieder zelten? Wieder 10$ p. P. Aber die Hütten sehen nach ungemütlichen Betten aus – und sollen 65$ kosten. Dann lieber Zelt. 

Unsere Abendessen-Ananas schmeckt noch gut, die Reste frisst das Pferd. 

Morgens gehts dann – nach einer nicht so erholsamen Nacht, weil das Wellblechdach lose ist und der Wind hier einfach fegt – sehr früh mit dem Auto los an die Grenze. 

(Nicht nur das Wellblechdach ist lose, der Hebel and der Toilettenspülung auch, die geht garnicht und obwohl ich die einzige bin, die diese Toilette benutzt finde ich das echt eklig)

Ja, man sollte rechtzeitig los fahren, aber ja, man steht dann nachher ewig rum. Die Straße ist nicht so schlimm wie beschrieben; Schlaglöcher überall, aber hey, geteert überall! An der Grenze selbst steht man dann im Stau – mit all den fetten SUVs, die ein paar Touristen aus Panama City hier her karren. Grenzübergang war easy, man bezahlt sich selbst und das Auto. Dann gehts zum Hafen. Es gibt zwei. Man zahlt bei dem einen Parkgebühr fürs Auto direkt beim durchfahren und erfährt dann, dass es der falsche ist. Also wieder zurück und Geld wird direkt wieder erstattet. Beim anderen muss man aussteigen, in das große Häuschen gehen und bezahlt da – einen $ weniger als beim anderen, was ich natürlich voll vercheck, ich drück ihr das gerade eben erhaltene Rückgeld vom andern Parkplatz einfach in die Hand, nehm mein Ticket und geh. Hab’s eilig jetzt, sind spät dran. Mir läuft jemand bis zum Auto hinterher um mir meinen Dollar wieder zu geben 😅 also ausgeraubt wird man hier nicht. 

Wir sind auf die Minute pünktlich am Steg – und natürlich knapp ne Stunde zu früh. 

Endlich – das Speedboot legt ab und ich bin heilfroh, als es anlegt und uns rausschmeißt. Wie ungemütlich! Diese Wellen und die Schläge auf die Wirbelsäule beim Aufprall, meine Angst, der Wind könne das Sonnendach des Bootes ergreifen und uns rückwärts umkippen, steil genug waren wir (in meinen Augen)… 

Eine kleine Insel, viele Palmen und ein paar Hütten. Wir bekommen eine Doppelhütte mit Einzelbetten. Mäßige Begeisterung. Ich frag später nach ob sie vielleicht eine haben mit einem Doppelbett und ja, haben sie, das kriegen wir. Happiness again. Die Hütte war lediglich noch nicht fertig, deswegen haben sie uns in die andere gesteckt. Man lernt überall auf der Welt: einfach lächeln und nicken ist nicht immer hilfreich. 

Wir genießen den ganzen Tag die Insel, gehen Schnorcheln, chillen und umrunden sie unzählige Male. Am Abend noch ein paar mal mehr, denn wir suchen unsere Flip Flops.  Vergeblich. 

Essen ist inclusive. Mittags gibt es frittierten Fisch und abends frittiertes Huhn. Und weil wir uns am Abend mit einem Pärchen aus Zürich anfreunden, erfahren wir: das Menü ändert sich auch nicht, wenn man 5 Tage bucht. Sie entscheiden abzukürzen auf 4 Tage und machen am nächsten Tag die abschließende Schnorcheltour mit uns zzgl. Inselhopping und natürliche Pools (bei denen es sich übrigens einfach nur um eine große Sandbank handelt). Beim Inselhopping machen wir quasi noch einen Abstecher auf die Insel, auf der die beiden 3 Tage waren und sind heilfroh, dass wir doch noch die andere bekommen haben – hier kann man nämlich nur auf und ab laufen, der Rest ist gesperrt. Weil die Tourguides offensichtlich Mitleid mit den Beiden hatten, weil sie wohl nicht ganz so happy waren, schließlich wollen sie doch früher zurück und hängen jetzt wieder auf dieser langween Insel, wird uns vieren ein Ausflug auf eine der bewohnten Inseln angeboten. Yeah, machen wir. Und weil die Schweizer so solidarisch sind, gehen wir alle 4 barfuß vom Boot auf die bewohnte Insel. Die Füße waschen wir nachher in der Gischt des Speedbootes. 

Endspurt, Guna Yala — Panamá

Unser letzter Tag wird vollgepackt:

Die Nacht verbringen wir im Zelt auf einem Grundstück kurz vor der Unterkunft, in der wir zuvor waren. Sie bauen es gerade aus, mit Bungalows und Toiletten und so. 3 süße Omas sitzen auf der Veranda und basteln Guna Yala Schmuck – traditionell aus Perlen, hier aus Plastik. Aber lustig sind sie. Morgens stehen wir früh auf und fahren zur Unterkunft mit dem Wasserfall. Unsere Drohne wollen wir nicht kampflos aufgeben. Shaolin, der Hund erkennt uns schon von weitem und wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Eine Riesen Freude, wir gehen wieder spazieren. Ähnlich wie beim ersten Mal wird die gesamte Energie innerhalb der ersten Stunde regelrecht rausgehauen… am Ende hat er kaum noch Lust bis ganz runter zu gehen, macht er aber natürlich trotzdem… 

Jan springt zackig ins Wasser, mit Schnorchelbrille. Keine Chance, meint er. Das Wasser ist Ultra trüb – und tief! Er schwimmt alles ab, taucht und flucht. Aber: er findet sie! Tatsächlich genau da, wo sie abgestürzt ist. Puh, ist die tief unten. Man sieht sie nur, wenn man schon ein bisschen runtergetaucht ist, denn die obere Schicht des Wassers ist durch vom Wasserfall aufgebrachte Blässchen absolut undurchsichtig. 

Und die Drohne ist total, total am Arsch. Aber wir haben sie. Speicherkarte gesichert und ein neues Relikt an der Wand bei uns im Gang. 

Wir gehen mit Shaolin zurück, treffen noch den Gastgeber der nett fragt „Waterfall? … ah yes, good“ setzen uns ins Auto, wehren noch Parkgebühren ab – also echt, wir haben hier für 20$ ne Nacht gepennt und jetzt will sie Parkgebühren?! – und fahren los. Auf der Strecke noch für 7$ das Auto waschen und irgendwo auf der Strecke tauschen, bin ja offiziell als einziger Fahrer zugelassen, dann kann das Auto weg und wir fahren wieder Uber. 

Diesmal Hotel im Bankenviertel, direkt am Beginn der Promenade; die wir am Abend auch entlangschrieben bis zur Altstadt, weil wir uns da mit dem Züricher Pärchen zum Essen verabredet haben. 

So kann eine Reise zu Ende gehen. 2 Tage später sitzen wir im Flieger nachhause – und müssen da zum ersten mal wieder Impfnachweise vorzeigen. Welcome back. 

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